3|2024 (Juni, Juli, August)
Sommer
Das hätte ich nicht gedacht, als mein Gastdienst in dieser Kirchengemeinde im vergangenen Sommer zu Ende ging: dies nämlich, dass ich übers Jahr erneut Gedanken für die Seite „Angedacht“ hier aufschreiben dürfte! Nun ist es doch so und ich freue ich mich sehr darauf, nun nicht nur als Gast Pastor Ihrer Gemeinde sein zu dürfen.
Es ist eine schöne Zeit, im Mai anzufangen, im Blick auf den Sommer. Die Tage werden immer heller und länger, ich genieße das. An den Taufgottesdienst im Waldbad Ramlingen im vergangenen Jahr denke ich gern zurück, an den schönen Posaunengottesdienst in Otze ebenso, und vieles mehr atmete die Atmosphäre des Sommers! Paul Gerhard hat mit einem Lied den Sommer so schön besungen: Geh aus mein Herz und suche Freud, in dieser lieben Sommerzeit… Viele kennen es. Die bekannte Melodie ist übrigens erst gut eineinhalb Jahrhunderte später hinzugekommen. Und erst das aktuelle Kirchengesangbuch wagte es, das Lied mit dieser so unbeschwerten
und populären Melodie aufzunehmen.
Erst im Alter habe ich übrigens schätzen gelernt, dass dieses Sommerlied auch ein Lied vom Himmel, vom Paradies ist. Lange Zeit fand ich das eher peinlich, wenn da vom „güldnen Schlosse“ die Rede war: Ach denk ich, bist du hier so schön, und lässt du’s uns so lieblich geh’n auf dieser armen Erden: was will doch wohl nach dieser Welt / dort in dem reichen Himmelszelt / und güldnen Schlosse werden!
Heute finde ich diese Strophen wertvoll und zwar deshalb, weil sie diese „arme Erde“ gerade nicht nur als Jammertal beschreiben. Dass es schon hier in dieser Welt Tage, Zeiten gibt, die wie ein Abbild des Himmels sind, das zu singen ist ja nicht selbstverständlich! Das war es vermutlich auch nicht für Paul Gerhard. Er hat dieses Lied gerade einmal acht Jahre nach dem Ende eines schrecklichen Krieges geschrieben. Dieses Sommerlied ermutigt dazu, gerade auch in dunklen, bedrückenden Zeiten die Augenblicke wert zu schätzen, in denen sich der Himmel – und sei es nur für einen Moment – öffnet und die Sonne wieder scheint.
In unserer Welt gibt es Vieles, was uns bedrücken kann, uns große Sorgen macht. Und manchmal fragen wir uns, ob wir denn da überhaupt noch unbeschwert schöne Tage genießen können. Dieses Sommerlied ermutigt dazu. Wir sollen ja aus den hellen Tagen – auch in bedrückter Zeit – die Kräfte sammeln, die wir brauchen. Wenn wir über jeden Tag unseres Lebens den Grauschleier der Sorgen legen, uns jede Unbekümmertheit verbieten, dann werden wir nicht stark und mutig, sondern mutlos und von Sorgen gelähmt. So soll es nicht sein. Gerade auch die schönen Sommertage sind dazu da, dass wir neue Kraft tanken für die Aufgaben, die uns gestellt sind.
So wünsche ich Ihnen von Herzen eine schöne Sommerzeit!
Ihr Bertram Sauppe