1|2025 (Dezember, Januar, Februar)
Winter
Lux lucet in tenebris
Das Licht leuchtet in der Finsternis
Da ich dies schreibe, hat sich der Winter mit einem kleinen Bonbon angekündigt. Am vergangenen Sonntag wurde mir eine Stunde Schlaf zusätzlich geschenkt! Das hat mir gefallen. Dumm nur, dass es nun immer früher dunkel wird, bis Weihnachten geht das nun so. Aber zu Weihnachten kommt die Wende. Dann werden die Tage wieder heller, der Winter ist besser als sein Ruf. Dazu können wunderbare, gern auch ordentlich kalte Tage gehören mit einem klaren Sonnenlicht!
Trotzdem: der Winter beginnt in den dunkelsten Tagen. Die christliche Kirche hat im 4. Jahrhundert festgelegt: genau da feiern wir die Geburt Christi. An welchem Tag Jesus wirklich geboren wurde, das wissen wir nicht. Es ist ein symbolisches Datum: mit dem Kommen des Sohnes Gottes in unsere Welt kommt Licht in das Dunkel dieser Welt, das Licht der Liebe Gottes.
Am Anfang des Johannes-Evangeliums steht das: Das Licht leuchtet in der Finsternis, in der alten lateinischen Übersetzung: „Lux lucet in tenebris.“ Mir hat sich dieser Satz in Jugendjahren tief eingeprägt. Damals sind wir zu unseren Sommerfreizeiten nach Italien gefahren, ins Piemont, in die Cottischen Alpen bei Turin. Die Fahrt mit dem Nachtzug war spannend, eindrücklich auch die letzte Strecke von Turin nach Torre Pellice. Da fuhren damals Anfang der 70er Jahre noch ganz alte Personenwagen. Ich fühlte mich an Erich Kästners „Emil und die Detektive“ erinnert…
In Torre Pellice war Endstation, ein herrlicher Blick auf die Alpen ließ alle Müdigkeit verfliegen, angekommen in den Waldensertälern. Die „Waldenser“, das ist eine evangelische Kirche, die ihren Ursprung bereits im 12. Jahrhundert hat. Bis ins 19. Jahrhundert wurde diese Kirche immer wieder blutig verfolgt, in die Turiner Alpen waren die Gemeinden verbannt worden. Hier gibt es bis heute lebendige Waldensergemeinde wie mittlerweile überall in Italien. Ein Kennzeichen der Waldenser ist ihr starkes sozial-diakonisches Engagement. U.a. unterhalten sie beeindruckende Initiativen zur Hilfe und Begleitung von Flüchtlingen auf Lampedusa und Sizilien.
Das Motto der Waldenserkirche ist „Lux lucet in tenebris“ aus dem Johannesevangelium: Das Licht leuchtet in der Finsternis. In den Tagen des Advents wie auch in der Weihnachtszeit selbst zünden wir Kerzen an, Lichter, die zeigen sollen: Gott kommt in das Dunkel unserer Welt, auch heute. Gott kommt auch in die dunkelsten Stunden unseres Lebens. Gerade in den dunklen Tagen des Jahres wollen wir dies einander zeigen: das Dunkel vergeht, das Licht kommt! In dieser Hoffnung zünden wir die Kerzen an, in dieser Hoffnung engagiert sich auch unsere Kirche in vielfältigen Projekten der Aktion „Brot für die Welt“. Lassen Sie uns auch in diesem Jahr Lichter der Hoffnung anzünden!
Ihr Bertram Sauppe