Gemeindebriefe

2020 | Ausgabe 2 - 2020 | Februar, März, April

2020 | Ausgabe 2 - 2020 | Februar, März, April

08.02.2021 | 3,9 MiB

Angedacht

Aufbruch!

„Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ (Mk 9,24)
Das ist die Jahreslosung für 2020. Da wagt jemand etwas. Ein Vater, der keinen Ausweg mehr für sein krankes Kind weiß. Der alles versucht hat. Der nahe daran war, aufzugeben, das Liebste, was er hat, aufzugeben. Der sich dann aber auf den Weg macht. Zu den Menschen, die Jesus begleiten. Zu Jesus selbst. Ein Vater, der aufbricht, um seinen Sohn zu retten. Er zweifelt. Wird das gelingen? Die Jünger haben es nicht geschafft. Wird Jesus es schaffen? Der sagt: „Alles ist möglich, dem der da glaubt!“ Große Worte, ausgelegt wie eine Brücke, ausgestreckt wie ein Hand. Jesus fordert ihn auf, den Aufbruch zu wagen, sich darauf zu trauen. Und der Vater wagt es. In all seinen Zweifeln. Mit all seinen Fragen. Und mit all seiner Hoffnung: „Ich glaube. Hilf meinem Unglauben!“
„Alles ist möglich dem, der da glaubt!“ – „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ Dazwischen bewegen wir uns auf unserem Weg mit Gott. Dass alles möglich wird – Leben in Frieden und Gerechtigkeit im Großen und im Kleinen, die Liebe, die mich findet, das Glück, nach dem ich mich sehne, die Kraft, Traurigkeit zu tragen und mit Enttäuschungen zu leben – das wäre wunderbar. Dass alles möglich werden könnte – das versprechen uns doch auch andere: die Werbung, wenn wir nur das richtige essen oder anhaben, unsere Vorgesetzten, wenn wir nur unsere Arbeit richtig machen und all die anderen Stimmen.
In diesen Chor stimmt Jesus nicht mit ein. Er macht Mut, mit den Brüchen zu leben. „Alles ist möglich dem, der da glaubt!“ die Brücke über den Abgrund der Fragen und Zweifel. Und wie der Vater können wir dann losgehen, vertrauen. „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“
Das können wir gemeinsam 2020 probieren – ich freue mich drauf!
Gottes Segen für das neue Jahr!

Ihre
Susanne Paul

Gemeindebrief Ausgabe 1 - 2020 | Dezember, Januar, Februar

2020 | Ausgabe 1 - 2020 | Dezember, Januar, Februar

08.02.2021 | 4,9 MiB

Angedacht

Weihnachten und Arbeit

Die Weihnachtstage sind wirklich besondere Tage im Jahreslauf. Ab August ist der Vorgeschmack von Lebkuchen und Spekulatius in den Läden zu kaufen. Die Prospekte in den Zeitungen werden ab November deutlich dicker. Wunschzettel werden geschrieben. Lichterketten und weihnachtliche Deko strahlen schon im Advent, der nur noch im Kirchenjahr eine Zeit des Fastens und der Besinnung auf das ist, was da kommt: Gott, Jesus, die Krippe in Bethlehem. Die Weihnachtstage sind auch deswegen besondere Tage, weil selten so sehr die Familie im Mittelpunkt steht, wie in diesen Tagen. Alle um einen Tisch am Heilig Abend, der Besuch bei den Großeltern an den folgenden Tagen. Familien möchten diese Tage zusammen verbringen, der Wunsch nach einem friedlichen Miteinander ist groß (auch wenn wir wissen, dass das nicht immer klappt). Und weil das so ist, sind diese Tage für viele Menschen auch eine große Herausforderung. Zum Beispiel für die, die an den Weihnachtstagen arbeiten. Unser Leben ist darauf angewiesen, dass es Menschen gibt, die dazu bereit sind: Taxis, Busse, und Züge bringen die Menschen zueinander, die Feuerwehr, Ärzte, Krankenschwestern, Apotheken und Altenpflegerinnen werden auch an diesen Tagen gebraucht, Menschen müssen tanken, brauchen jemand, an den sie sich wenden können, wenn es ihnen schlecht geht. Wenn die Technik auch vieles übernehmen kann, braucht es auch in vielen anderen Bereichen Menschen, die ein Auge auf die selbstverständlichen Dinge haben, die wir zum Leben brauchen. Zu Hause bleibt dann ein Platz leer, und das müssen Kinder, Ehemänner und -frauen mittragen.
Menschen übernehmen Aufgaben für andere, weil nicht alle alles können. Ich denke an die Hirten, die in der Heiligen Nacht auch sehr beschäftigt waren und deren Nacht auf dem Feld vom Stern über der Krippe hell wurde. Das wünsche ich allen, die an den Weihnachtstagen arbeiten und ihren Familien – dass diese Tage auch für sie besondere Tage werden, voller Licht und Freude:

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden!“

Susanne Paul

 

Gemeindebrief 2019 | Ausgabe 5 - 2019 | September - November

2019 | Ausgabe 5 - 2019 | September - November

08.02.2021 | 6,2 MiB

Klimawandel

Was ist im Urlaub das Wichtigste? Natürlich schönes Wetter! Ich befrage meine WetterApp. Sonne! Toll! Gutes Wetter, gute Laune! Jetzt brauch ich nur noch einen Sonnenschirm und genug Sonnencreme.
Das ging Jona damals auch nicht anders. Sonne und ein schattiges Plätzchen unter einer Staude und schon ist die Welt in Ordnung. Oder doch nicht? Jona ist noch nicht lange im Urlaub und er ist immer noch wütend. Der letzte Auftrag Gottes hatte es in sich. Die Menschen der Großstadt Ninive sollten von ihrem bösen Weg umkehren und aufhören, Unrecht zu tun. Wenn nicht, würde die riesige Stadt zerstört werden. Das sollte Jona ausrichten. Traumjob? Wohl eher das Gegenteil! Doch manchmal kommt es eben anders als man denkt. Die Bewohner Ninives hören auf Jona. Sie verstehen, dass sie sich falsch verhalten haben, bereuen ihre Taten und verändern sich zum Guten.
Das ist schon beeindruckend: Wie lange brauche ich, um vom Erkennen meines eigenen falschen Verhaltens in das Verändern zu kommen? Wie viele Jonas müssen mir noch Klimahochrechnungen vorlegen, bis ich anfange Flugreisen zu vermeiden und statt des Autos öfter das Fahrrad zu benutzen? Wann ändere ich meinen Lebensstil, wenn doch klar ist, dass CO2 in der Atmosphäre die globale Erdtemperatur erhöht? Nach der Kurskorrektur der Menschen in Ninive verzichtet Gott auf die Zerstörung der Stadt. Deshalb ist Jona sauer! Er fühlt sich ausgenutzt. Erst Kopf und Kragen riskieren und die Katastrophe vorhersagen – und dann passiert nichts, gar nichts! „Ich habe gewusst, dass du zu nett bist!“, empört sich Jona, während er grollend im Schatten sitzt und irgendwann zornig einschläft. Am nächsten Morgen traut er seinen Augen kaum: Die große schattenspendende Pflanze ist über Nacht verdorrt. Die pralle Sonne brennt Jona auf den Kopf und er schimpft mit Gott. „Warum hast du diesen Strauch eingehen lassen? Jetzt brate ich schutzlos in der Sonne!“
Gottes Antwort: „Du sorgst dich um diesen einen Strauch. Und ich soll mich nicht um die vielen Menschen in Ninive sorgen?“
Ich kann Jona gut verstehen. Oft sehe ich nur einen kleinen Ausschnitt: Ich wünsche mir Sonne für meinen Urlaub. Doch wann soll es ausreichend regnen, damit die Pflanzen auf den Feldern nicht vertrocknen?
Gar nicht so einfach, immer alle Aspekte im Blick zu haben. Gar nicht so leicht, über den eigenen Gartenzaun hinweg zu sehen. Aber einfach immer so weiter machen wie bisher, ist eben auch keine Alternative. Also: Gucken, was ich beeinflussen kann. Ideen entwickeln, wie ich mich klimagerecht verhalte. Darauf vertrauen, dass Gott unser Bemühen sieht und uns hilft.

Anja Schawohl

Gemeindebrief 4/2019

2019 | Ausgabe 4 - 2019 | Juni - August

08.02.2021 | 3,2 MiB

[Sommer... Leben?!]

Erinnern Sie sich noch? „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ fragte Rudi Carrell vor langer Zeit und kam damit in die Hitparaden. Diese Frage müssen wir uns in diesem Jahr nicht stellen. Im letzten Sommer kamen Urlauber und Ferienkinder auf ihre Kosten, die Freibäder machten Rekordumsätze – die Landwirte und Gärtnerinnen allerdings hatten schlaflose Nächte – und das nicht nur, weil sie schon in der Nacht mit der Bewässerung anfangen mussten.

So ist das ja oft mit dem Wetter. „Wat den Eenen sin Uhl, is den Annern sin Nachtigall!“ heißt ein altes Sprichwort. Niemanden kann man es komplett recht machen. Mir jedenfalls geht es so, dass ich den Zyklus unserer Jahreszeiten liebe. Alle haben sie ihre Besonderheiten und nur wenn ihr Wechsel funktioniert, kann ich die einzelnen Zeiten genießen: die Wärme nach der Kälte, die Sonne nach dem Dunkel, den warmen Kerzenschein nach sommerlichen Nächten, den kuscheligen Schal nach dem Baumwollhemd. Und das ist ja nicht nur bei den Jahreszeiten so. Zyklus und Wechsel gehören zum Leben. In nur glücklichen Zeiten geht leicht das Gefühl dafür verloren, was für ein Geschenk dieses Glück ist. In aller Tiefe beginnt es erst zu strahlen, wenn ich auch die andere Seite, das Traurige, Schwere kenne. Und die warme Sonne, die monatelang strahlt, wird zur Gewohnheit, wenn nicht zwischendurch kühlere Zeiten und Regen kommen.

Unsere Erde hat ihre Zyklen, ich glaube, dass sie aus Gottes guten Gedanken für diese Welt entsprungen sind. Und wir sollten tunlichst darauf achten, dass wir diese Kreisläufe nicht durcheinanderbringen – oder besser: nicht mehr, als wir es schon getan  haben. Klimawandel, Artensterben, Dürre und Überschwemmung – alles Zeichen dafür, dass die Natur ihr Gleichgewicht immer mehr verliert. Die Schülerinnen und Schüler, die freitags für ein Umdenken demonstrieren, setzen erste Akzente. Die Bemühungen, Plastik zu vermeiden, umweltbewusst mit Strom, Wasser und anderen für uns notwendigen Energien umzugehen sind weitere wichtige Schritte. Und für mich gehört auch dazu, nicht zu vergessen, dass es in meinem Leben nicht darum geht, für mich allein den optimalen Zustand zu erreichen, sondern dass ich in Bewegung bin mit anderen, mit dem Rhythmus von Kommen und Gehen, von Sommer und Winter, von Licht und Dunkel. Und zu meinen Lebensaufgaben gehört es dann auch, wirklich in diesen Zeiten zu leben und ihre Schönheiten zu entdecken. Und dann genieße ich den Sommer und die Sonne – in dem Wissen, dass der Regen kommen wird und dass das Kaminfeuer im Winter mich auf andere Art wärmen wird. In diesem Sinne einen segensreichen Sommer voller Entdeckungen und voll Genuss!

Susanne Paul