Gemeindebriefe

Titelbild 2024-2: Frühling

2024 | Ausgabe 2 - 2024 | März, April, Mai

27.02.2024 | 1,7 MiB

Frühling

Der Frühling ist ein Neustart. Das ist nichts Neues, ändert aber alles. In der Natur ist das alte Laub längst abgeworfen und frisches Grün dominiert das Panorama. Im Haus vertreibt der Frühjahrsputz liegengebliebenen Staub aller Art und eine wärmende Frühlingssonne scheint durch die frischgeputzten Fenster. Eine überbordende Motivation, ein regelrechter Drang macht sich breit. Menschen strömen aus ihren Wohnungen und Häusern, das Leben erwacht von Neuem. Übrigens haben in meinen gefühlten Erinnerungen die Waldspaziergänge mit meinen Großeltern ausschließlich im Frühling stattgefunden. Ich weiß, dass dem nicht so war. Aber vor meinem inneren Auge schlängeln sich unsere Wege immer durch saftig-grüne Buchenwälder.

Zwei Lieder begleiteten uns auf unseren Wegen. Zum einen „Und eins, und zwei, und drei, … Ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm, vorwärts, rückwärts, seitwärts, ran, Hacke, Spitze, hoch das Bein.“ Zum anderen „Im Frühtau zu Berge“. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dieses Lied mitwächst und erst nach und nach die tieferen Schichten seines Textes preisgibt: „Im Frühtau zu Berge wir ziehen, fallera. Es grünen die Wälder und Höhn, fallera. Wir wandern ohne Sorgen, singend in den Morgen, noch ehe im Tale die Hähne krähn.“ Die dritte Strophe wiederum lautet: „Werft ab alle Sorgen und Qual, fallera, und wandert mit uns aus dem Tal, fallera. Wir sind hinausgegangen, den Sonnenschein zu fangen. Kommt mit und versucht es doch selbst einmal.“ Meine Lieblingsstrophe war immer die mit dem Grillenfangen. Denn die Worte Sorgen und Qual waren für mich so weit weg, vor allem in diesen Augenblicken der gemeinsamen Zeit mit meinen Großeltern, Spaziergehen und Singen.

Heute ist das anders. Heute kann ich sehr genau benennen, was mir Sorgen bereitet, was mich quält, mich beunruhigt und belastet. Einen sorgenvollen Anteil hatten menschliche Leben leider schon immer. Im Matthäusevangelium ist von Jesus überliefert: „Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch abmüht und belastet seid! Ich will euch Ruhe schenken.“ Die Suche nach innerer Ruhe anstatt der inneren Unruhe ist nicht neu. Ideen gibt es viele. Der Frühling macht uns vor, dass eine innere Ruhe manchmal auf eine äußere Unruhe angewiesen ist: Neustart, Aufbrechen, Veränderung. „Im Frühtau zu Berge“ empfiehlt viel Bewegung und Sonnenschein als Weg aus dem Tal. Seit jeher bewährt sich Jesus als Ruhepol, als Weg und Licht in unserem Leben. Wie gut, dass uns beides sehr guttut. „Kommt mit und versucht es doch selbst einmal.“

Pastor Matthias Freytag, St. Paulus Burgdorf

Titelbild 2024-1: Frieden

2024 | Ausgabe 1 - 2024 | Dezember, Januar, Februar

23.11.2023 | 1,7 MiB

Frieden in dieser Zeit

Wir sprechen von Frieden, predigen Frieden, beten für Frieden, erwarten, dass Frieden zwischen Allen ist. Doch: Gerade jetzt ist es so schwer von Frieden zu schreiben und zu sprechen. Mir fällt es jedenfalls schwer.

In allen Teilen der Welt sind Kriege und Konflikte zu finden. Russlands Angriff auf die Ukraine, Israel gegen Palästina und die Hamas, Kongo, Ruanda, Südsudan, Syrien, Kolumbien, Afghanistan, Iran… Die Liste lässt sich weiterführen. Schockierend, bedrückend. Es schnürt mir die Kehle zu. Das Wort Krieg liegt wie ein Fels auf meiner Brust, drückt Tränen in die Augen und lässt mich verzweifelt zurück. Was ist nur los auf der Welt?

Bei den meisten Kriegen – oder vielleicht auch bei allen – geht es darum, dass eine Gruppe Menschen einer anderen Gruppe ein Gebiet oder Ähnliches streitig macht. Ein Gebiet, das ihnen nur auf Zeit gehört, denn die Erde gehört ihnen – uns – nur auf Zeit.

In dieser Zeit, in der uns Menschen die Erden gehört, sollen wir sie uns „Untertan“ machen. So steht es zumindest im Schöpfungsbericht im ersten Testament der Bibel. Passt ganz gut zum Krieg führen. Erschreckend, bedrückend. Der Mensch wird als oberstes Glied in der Kette der Welt beschrieben. Leider scheint es so zu sein, dass es immer Menschen gibt, die sich wertvoller sehen als andere: Ich habe mehr Rechte. Ich habe mehr Macht. Ich habe mehr … Ich will mehr haben … Zusammen mit dem Gedanken „mir steht mehr zu“ entsteht Krieg. Krieg bei dem wir alle in irgendeiner Form Nutznießer*innen sind. Ob nun mittelbar oder unmittelbar: seltene Erden aus Kongo, die in deinem Smartphonestecken?! So weit ist der Krieg weg oder so nah ist der Krieg. So weit ist der Frieden weg oder so nah ist der Frieden dir.

Wie können wir unseren Schöpfungsauftrag eigentlich verstehen in diesem ständigen inneren Drang, mehr zu haben als andere. In dem inneren Drang uns über Pflanzen, Tiere und Menschen – Gottes Schöpfung – zu stellen? Vermutlich erstmal gar nicht. „Ich will, ich will, ich will!!“, „Die anderen sind viel schlimmer als ich!“, „Ich spende doch schon an Weihnachten Geld.“, „Ich esse doch nur 1x in der Woche Fleisch“, „Ich fliege doch nur noch 2x im Jahr in den Urlaub.“, „Andere sind viel schlimmer. Sollen die anderen erstmal anfangen, netter zu sein, Frieden zu schaffen, die Welt zu retten. Die Waffen niederzulegen. Sollen die anderen doch anfangen, endlich aufzuhören!“

Wir sind die Kinder Gottes! Wir sind diejenigen, die die Welt besser machen können! WIR, nicht DIE! DU, ICH – alle gemeinsam. Lasst uns anfangen, mit Kriegen aufzuhören. Zu überlegen, was unser Beitrag zu den Kriegen ist. Wo säen wir Hass statt Liebe, wo zerstören wir Natur und Seelen, statt sie zu pflegen, auf dass sie wachsen und werden. Zu mehr Leben und mehr Frieden. Frieden heißt Leben! Lasst uns laut werden für den Frieden. Den Frieden für ALLE. Nicht nur für uns, sondern für alle! Lasst uns aufstehen und durch Friedensgebete, Gesang und Demonstration den Frieden auf der Welt wachsen lassen.

Werde DU laut gegen Hass, Zerstörung und Hetze. Verbünden wir uns zu Friedensstifter*innen. Frieden sei mit Dir! Amen.

Diakonin Wanda Gödeke

Titelbild 2023-4: Hoffnung

2023 | Ausgabe 4 - 2023 | September, Oktober, November

12.09.2023 | 2,9 MiB

Das ABC der Hofffnung

Was ist Hoffnung, wer ist Hoffnung, wo ist Hoffnung? Erklär‘ sie mir mit Deinen Worten, dass ich sie verstehe, greifen kann mit meinen Händen. – Die Hoffnung, sie ist überall da, wo Menschen sich nicht mit dem Vorfindlichen abgeben, wo sie weiterschauen, den Blick auf die Zukunft richten. Dabei setzt sie voraus, dass die Dinge sich ändern können, ändern werden, zum Guten, auch durch uns, auch wenn wir weder Tag noch Stunde kennen. So kann aus christlicher Sicht niemals irgendetwas absolut hoffnungslos sein, denn dafür ist Jesus in die Welt
gekommen, hat dafür gelebt, ist dafür gestorben, hat dafür den Tod überwunden. So ist er der, der der Hoffnung ein Gesicht gibt, sie uns schenkt, wir sie empfangen, mit offenen Händen. Und wo die Hoffnung ist, hat die Seele einen festen Anker, kann ruhig werden bei dem, was sich Leben nennt. So halten wir uns fest an dem Wort aus dem Hebräerbrief, dass der Glaube eine Zuversicht ist auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. (Hebräer 11, 1) Wo Hoffnung ist, sind Geduld, Vertrauen, Zutrauen, Ideen, Einfälle, Trost und manches mehr möglich, können wir uns einlassen auf das, was kommen mag. – Was ist Ihnen alles möglich, wie buchstabieren Sie das Wort der Hoffnung? Ich bin gespannt es zu erfahren, gehen wir doch ab September ein Stück des Wegs gemeinsam, werde ich Ihre Gemeinde doch von da an auch bei der Vakanzsituation mit unterstützen und trete somit quasi die Nachfolge von Bertram Sauppe an. Verschiedene Wege bin ich als Springerpastorin schon gegangen und freue mich, nun auch bei Ihnen zu sein. Bei den verschiedenen Gottesdiensten werden wir sicherlich genug Zeit und Gelegenheiten haben, uns kennenzulernen. Gemeinsam werden wir dabei auch auf so manche kirchliche Feste und Feiertage treffen, die entweder selbst die Hoffnung in sich tragen (z. B. das Erntedankfest oder der Ewigkeitssonntag) oder uns zeigen, wie sehr wir eben auf diese angewiesen sind (so der Buß - und Bettag oder der Volkstrauertag).

Und was immer Sie sonst noch bewegen mag, an Hoffnungsvollem, aber auch an Hoffnungssuchendem, dem Hoffnungsschweren, ich bin für Sie da!
Auf eine hoffnungsfrohe gemeinsame Zeit mit Ihnen in Ehlershausen, Ramlingen und Otze!

Herzliche Grüße,
Ihre Stefanie Neuenfeldt

Titelbild 2023-3: Liebe

2023 | Ausgabe 3 - 2023 | Juni, Juli, August

30.05.2023 | 2,0 MiB

Liebe

Ein ehemaliger Bundespräsident, Gustav Heinemann, bekennender Christ, soll einmal auf die Frage eines Reporters, ob er denn unseren Staat liebe, geantwortet haben: „Ach was, ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau!“ Ich finde, da hatte er recht und auch wieder nicht. Er hat darin recht, dass Liebe etwas sehr Persönliches ist, zu allererst eine Sache zwischen zwei Menschen. Er hat darin auch recht, dass das Wort Liebe gern missbraucht wird. „Vaterlandsliebe“ wäre ein Beispiel dafür, oftmals missbraucht. Gegen eine solche falsch verstandene Liebe wehrte sich damals Bundespräsident Heinemann. Und doch verwenden wir den Begriff Liebe tatsächlich nicht nur in der Beziehung zwischen Menschen.

Ich liebe die Berge! Ich liebe das Meer! Ich liebe mein Dorf, meine Stadt! Das geht durchaus. So ein Satz hat seinen Grund darin, dass zur Liebe große Gefühle gehören können. Gefühle, die wir kennen, wenn wir über Berggipfel oder auf das weite Meer schauen, Gefühle, die wir kennen, wenn wir an vertraute Orte kommen oder auch an solche, die wir als besonders schön empfinden. Und natürlich: Gefühle, die wir mit Menschen verbinden, die uns in der Tiefe unseres Herzens anrühren.

Die Bibel sagt: Gott ist die Liebe (1. Joh. 1, 16). Wieso kommt Gott da ins Spiel? Es liegt daran, dass wir Menschen mit unserer Liebe manches Mal an Grenzen stoßen. Oft ist das sehr schmerzhaft und bitter. Manchmal tun wir Menschen weh, die wir doch lieben, und verstehen uns selbst gar nicht. Manchmal zerbricht eine Freundschaft, eine Liebe, und alles wirkt nur noch verloren.

Der biblische Behauptung „Die Liebe höret nimmer auf“ (1. Kor. 13, 8) kommt uns dann ganz und gar unglaubwürdig vor. Dieser Satz stimmt auch nicht, wenn wir von menschlicher Liebe reden, das wissen wir. Und er stimmt doch, wenn wir von Gottes Liebe sprechen. Gemeint ist: von Gott her kommt auf uns eine Kraft zu, eine Wärme, eben die Liebe, die uns immer wieder aufrichten und ermutigen kann. Und das gilt auch dann noch, wenn wir zuerst gar nicht wissen, wie es denn weitergehen soll. „Die Liebe höret nimmer auf!“, das ist ein Wort von Ostern her, das uns zu dem Glauben ermutigen will: Auch in dein Leben will die Liebe kommen, sie ist eine Kraft Gottes, die nicht aufhört dich zu suchen! Sie will dich heben, tragen und erretten (Jesaja 46, 4).

Das ist übrigens auch die Kraft, die uns ermutigt, uns in einem Ort, einem Land, in dieser Welt für ein menschliches Miteinander einzusetzen. Darum ist es doch auch in der Politik gar nicht so verkehrt von Liebe zu sprechen! Wo Menschen sich dafür einsetzen, dass es gerecht zugeht, dass Kinder in Frieden aufwachsen können, dass wir eben achtsam miteinander umgehen, da ist die Liebe nicht fern!

Bertram Sauppe